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Hochbeete bepflanzt mit üppigen Kräutern stehen im Kräutergarten des Klosterparks Altzella, im Hintergrund sind die alten Gebäude des Klosters Altzella zu sehen

Sächsische Gärten und Parks: Der Klosterpark Altzella

In der Mitte Sachsens, unweit des Autobahndreiecks Nossen, liegt ein Ort voller Geschichte, vielfältiger Sinneseindrücke und Entspannung – der romantische Klosterpark Altzella. Wenn das erste Grün an den Bäumen leuchtet, entfaltet er eine beinahe magische Anziehungskraft.

Beim Spaziergang entlang verschlungener Wege offenbaren sich überraschende Blickachsen, während hoch in den Wipfeln alter Buchen, Ahornbäume, Eichen und Kastanien Vogelgesänge erklingen. Das Besondere an Altzella sind die malerischen Ruinen des ehemaligen Zisterzienserklosters, die inmitten der weitläufigen Parkanlage neugierig auf die Geheimnisse dieses Kleinods machen.

Das Kloster Altzella im Mittelalter

Altzella wurde 1162 von Otto dem Reichen, Markgraf von Meißen, gegründet und wuchs im Mittelalter zu einem der bedeutendsten Klöster Mitteldeutschlands heran. Zeitweise lebten in der Klostergemeinschaft etwa 150 Männer – aufgeteilt in Mönche und Arbeitsbrüder.

Sie folgten dem berühmten Motto der Benediktsregel „ora et labora“ (bete und arbeite). Das Kloster umfasste Wohn- und Schlafräume, Werkstätten, Mühlen, Scheunen, Ställe, Gästehäuser, eine Krankenstube und vieles mehr. Es glich einer kleinen Stadt.

Eine blonde Frau mit blonden kurzen Haaren und Brille und ein Mann mit schwarzer Brille laufen Hand in Hand vor der Ruine eines Giebels Schüttgebäudes des ehemaligen Klosters Altzella über den Rasen.

Spuren des mittelalterlichen Klosters – wie das einstige Schüttgebäude – lassen sich im Klosterpark Altzella immer wieder entdecken. Foto: Sylvio Dittrich

Mehrmals pro Tag traf sich die Gemeinschaft in der großen, aus Backsteinen errichteten Kirche zu Gebet und Gottesdienst. Die übrige Zeit verbrachten die Brüder mit Arbeit und Studium. So entstand unter anderem eine wertvolle Bibliothek.

Gefördert durch die Markgrafen von Meißen, entwickelte sich das Kloster außerdem zum Mittelpunkt einer großen Grundherrschaft, die sogar Güter im heutigen Dresden und bei Leipzig umfasste. Klostergründer Otto der Reiche hatte die Kirche in Altzella zum Erbbegräbnis seiner Familie bestimmt, wo 26 Familienmitglieder der Wettiner im Mittelalter ihre letzte Ruhe fanden. Auch andere sächsischen Adelsgeschlechter, wie die Familie von Schönberg, besaßen eigene Begräbniskapellen im Kloster.

Vom lebendigen Kloster zur Ruine

1540 endete die Klosterzeit im Zuge der Reformation und die letzten Mönche mussten das Kloster verlassen. Das Inventar wurde verschenkt oder verkauft. Eine der Glocken aus der Klosterkirche kam über Umwege nach Dresden, wo sie heute zum Geläut der wiederaufgebauten Frauenkirche gehört.

Da die eindrucksvollen Gebäude des Klosters Altzella fortan als Steinbruch genutzt wurden, zeugen von der historischen Klosteranlage heute nur noch das eindrucksvolle Portal im romanischen Stil, die imposante Umfassungsmauer und das Haus der Arbeitsbrüder, das sogenannte Konversenhaus, mit dem prächtigen spätgotischen Bibliothekssaal.

Das weiße Gebäude des Mausoleums im Hintergrund, im Vordergrund die Ruinen von zwei aus roten Backsteinen gemauerten Torbögen des ehemaligen Klosters Altzella

Das Mausoleum: Kurfürst Johann Georg II. veranlasste 1676 den Bau einer barocken Gedächtniskapelle durch Wolf Caspar von Klengel, aber erst reichlich 100 Jahre später, im Jahr 1787, konnte Christian Adolph Franck den Bau im klassizistischen Stil vollenden. Foto: Sylvio Dittrich

Die Gräber der markgräflichen Familie gerieten indes in Vergessenheit. Erst Kurfürst Johann Georg II. ließ um 1676 zwischen den Mauerresten der Kirche nach der Grabstätte suchen und beauftragte den Bau einer neuen Begräbniskapelle. Dieses sogenannte Mausoleum beherbergt die vier erhaltenen mittelalterlichen Grabplatten von Otto dem Reichen, seiner Frau Hedwig und den Söhnen des Paares, Albrecht dem Stolzen und Dietrich dem Bedrängten. Sie können im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Ein romantischer englischer Park entsteht

Das Mausoleum wurde auch zum Ausgangspunkt für die heutige Parkanlage. Kunstgärtner Johann Gottfried Hübler erhielt um 1800 den Auftrag, das Mausoleum mit einem Hain aus Pappeln zu umgeben. Daraus entstand ein großzügiger Park nach englischem Vorbild.

Überreste einer aus Backsteinen gemauerten Wand mit drei Fensterbögen - Ruine des einstigen Sommerrefektoriums, des Speisesaals der Altzellaer Mönche

Die romantischen Wege führen unter anderem am einstigen Sommerrefektorium, dem Speisesaal der Altzellaer Mönche, vorbei. Foto: Sylvio Dittrich

Dessen verwunschene Atmosphäre, das Zusammenspiel von mittelalterlichen Ruinen und hoch aufgewachsenen Sträuchern und Bäumen, wurde zu einem Sinnbild der Romantik. So besuchten auch zahlreiche Künstler Altzella auf der Suche nach Inspiration. Zu den berühmtesten Besuchern gehörten die Maler Caspar David Friedrich und Ludwig Richter.

Tipps für individuelle Entdeckungen im Klosterpark Altzella

Erlebnisführungen für Kinder und Erwachsene widmen sich beispielsweise Heilkräutern, Fledermäusen oder den mächtigen Bäumen des Klosterparks.

„Auf die Spuren der Mönche“ entführt eine GPS-Tour. Dabei erkunden Familie die Anlage mit analogen und digitalen Hilfsmitteln auf spielerische Weise.

Beliebt sind auch Veranstaltungen wie der „Singende, klingende Klosterpark“, die Blumen- und Gartenschau oder das Klosterpicknick.

Der Veranstaltungskalender des Klosters Altzella listet die vielfältigen Angebote auf.

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