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Außenaufnahme der Villa Esche Chemnitz

Chemnitz 2025: Die Villa Esche – ein Gesamtkunstwerk

Der belgische Architekt und Gestalter Henry van de Velde entwarf Anfang des 20. Jahrhunderts ein wegweisendes Wohnhaus für den erfolgreichen Chemnitzer Strumpffabrikanten Herbert Eugen Esche. Mit der Villa Esche realisierte er ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils, in dem sich Funktion und Ästhetik verbinden und das heute als vielbeachtetes Baudenkmal der Klassischen Moderne für Besucher offensteht.

Ein moderner Familiensitz in exklusiver Lage

Sonnengelb leuchtend, erhebt sich das markante Gebäude hinter einer dichten grünen Hecke auf einer Anhöhe oberhalb der Parkstraße. Hier hatte der Unternehmer Herbert Eugen Esche 1902 ein exklusives Grundstück mit Park erworben – damals noch am Rande der Stadt gelegen. Dort sollte der neue Lebensmittelpunkt für seine junge Familie entstehen.

Musiksalon in der Villa Esche in Chemnitz

Der Strumpffabrikant Herbert Eugen Esche ließ sich die Villa Esche als repräsentativen Familiensitz errichten, im Bild der Musiksalon. Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Bertram Kober, Punctum

Esche war einer von zahlreichen Unternehmern, die der Stadt Chemnitz zu ihrer Blüte als Industrie- und Handwerkszentrum verhalfen. Insbesondere die Textilfabrikation florierte und die Strumpfdynastie Esche hatte sich mit technischen Innovationen und kaufmännischem Weitblick einen Namen gemacht.

Begeistert von der modernen Formensprache Henry van de Veldes, statteten Herbert und Johanna „Hanni“ Esche zunächst 1899 ihre erste gemeinsame Wohnung auf dem Chemnitzer Kaßberg mit Mobiliar des belgischen Designers aus. Wenige Jahre später folgte mit der Villa Esche van de Veldes erster Architekturauftrag in Deutschland.

Gestaltete Ästhetik von der Fassade bis zum Porzellan

Bei der Umsetzung seines „Entwurfes für das Leben“ ließ das Ehepaar Esche van de Velde völlig freie Hand. Ohne künstlerische und finanzielle Zwänge gestaltete er ein Domizil ganz nach dem Motto „Form folgt Funktion“, das sich bis in sämtliche Lebensbereiche der Familie erstreckte: Van de Velde entwarf das Gebäude von innen nach außen, plante den zugehörigen Park, die Raumaufteilung im Haus, die Fenster, Möbel und Lampen, designte Wandbespannungen, Porzellan, Besteck und sogar die Kleider von Hanni Esche.

Halle mit Kamin in der Villa Esche in Chemnitz

Henry van de Velde plante die Villa Esche nach dem Grundsatz „Form folgt Funktion“. Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Bertram Kober, Punctum

Schon 1904 konnten Esches ihre neue Villa beziehen. Zwischen den beiden Männern war aus der Arbeitsbeziehung eine Freundschaft entstanden. Van de Velde avancierte zum künstlerischen Berater Esches und empfahl unter anderem den norwegischen Maler Edvard Munch.

Auf Einladung Johanne Esches schuf der heute weltbekannte Künstler dort 1905 sieben Porträts der Familie und ein Landschaftsbild. 1911, dem Todesjahr von Johanna Esche, wurde die Villa nach van de Veldes Entwürfen noch einmal erweitert, der riesige Balkon überdacht und in die nun symmetrischere Form integriert.

Begegnungsstätte und Henry van de Velde-Museum

Nach Kriegsende 1945 beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsmacht die Villa Esche, der verwitwete Herbert Esche verließ Chemnitz und zog zu seiner Tochter in die Schweiz. 1998 erwarb die Chemnitzer Grundstücks- und Gebäudewirtschafts GmbH das sanierungsbedürftige Schmuckstück von Esches Erben und ließ es aufwändig und originalgetreu sanieren. Seit 2001 ist die Villa Esche eine Begegnungsstätte für Wirtschaft, Kunst und Kultur.

Ehemaliges Speisezimmer in der Villa Esche in Chemnitz

Zu den weitgehend original möblierten Räumen des Henry van de Velde-Museums der Kunstsammlungen Chemnitz gehört das einstige Speisezimmer. Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Bertram Kober, Punctum

Als Dependance der Kunstsammlungen Chemnitz beherbergt sie außerdem das Henry van de Velde-Museum. So vermitteln das ehemalige Speisezimmer und der Musiksalon im Erdgeschoss mit ihren größtenteils originalen Möbeln einen Eindruck der hier von van de Velde geschaffenen „Lebensräume“. Im ersten Obergeschoss widmet sich eine Dauerausstellung im früheren Schlaf-, Kinder- und Badezimmer dem vielseitigen Schaffen des Künstlers.

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Comments (2)

  • Martin Keller - 9. Juni 2025

    Zu Pfingstmontag in diesem Jahr geschlossen, das geht gar nicht,bin enttäuscht….

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