Chemnitz 2025: Der „Versteinerte Wald“ – das Pompeji des Perms
Unter ihrer Erdoberfläche birgt die Stadt Chemnitz ein Geheimnis: einen tropischen Wald, den ein Vulkanausbruch vor 291 Millionen Jahren unter einer Aschewolke begrub. Heute fasziniert dieser „Versteinerte Wald“ mit seinen einzigartigen Fossilien Wissenschaftler aus der ganzen Welt, aber auch Museumsbesucher.
Vulkangestein bewahrt Spuren einer vergangenen Welt
Der tropische Wald des Perms war Lebensraum einer diversen Tierwelt: Ascendonanus ist das älteste bekannte Wirbeltier, das spezielle Anpassungen an das Klettern zeigt. Foto: Calliesauria/Evgeniy Potievsky
Der Hilbersdorfer Porphyrtuff, ein rötlicher Stein, ziert die Fassaden vieler Chemnitzer Häuser. Er ist porös, relativ weich, gefleckt – und teilweise mit runden Steinchen durchsetzt, den sogenannten akkretionären Lapilli. Dieses vulkanische Gestein bedeckt jenen begrabenen Wald aus dem Perm.
In dieser fernen geologischen Vergangenheit lag Chemnitz in der Nähe des Äquators. In einer tropischen Oase wuchsen merkwürdige Bäume – Farnsamer, Baumfarne, Riesenschachtelhalme und Nadelbaumverwandte. Sie bildeten den Lebensraum für eine diverse Tierwelt.
Der Wald war voller Schnecken, Spinnentiere und Skorpione. Metergroße Hundertfüßer durchstreiften ihn, behäbige Lurche lauerten am Boden auf Beute, während wendige, eidechsenähnliche Kletterer auf den Bäumen Insekten nachstellten. Der katastrophale Vulkanausbruch setzte jedoch allem Leben im Wald ein Ende – und hielt es gleichsam in einer Momentaufnahme für die Ewigkeit fest.
Fossile Schätze im Museum für Naturkunde
Die fossilen Baumstämme im Lichthof des Kulturzentrums Tietz sind ein Wahrzeichen von Chemnitz. Foto: Dirk Hanus
Seit über 150 Jahren sammelt und forscht das Museum für Naturkunde Chemnitz in diesem versteinerten Wald. So lange schon ist die einmalige Fossillagerstätte in Fachkreisen weltweit bekannt. Die fossilen Stämme, die im Stadtgebiet geborgen wurden, sind zu einem Wahrzeichen von Chemnitz geworden.
Heute stehen sie im Lichthof des ehemaligen Kaufhauses Tietz, das als Kultur- und Bildungszentrum das Museum für Naturkunde, die Stadtbibliothek, die Volkshochschule und die Neue Sächsische Galerie unter einem Dach vereint. Wissenschaftliche Grabungen, die seit 2008 im Chemnitzer Stadtgebiet stattfinden, fördern immer neue Puzzlesteine zutage, die das Bild des besterhaltenen fossilen Ökosystems aus dem Perm vervollständigen.
Einblicke in die Grabungsstelle auf dem Chemnitzer Sonnenberg
Besucher der Grabung „Fenster in die Erdgeschichte“ auf dem Chemnitzer Sonnenberg – gleich in Bahnhofsnähe – können den Paläontologen bei der Bergung neuer Funde zusehen und erfahren, welche Methoden genutzt werden, um dem geologischen Untergrund seine Geheimnisse zu entlocken. Kleine Forscher dürfen in einer nachgestellten Grabungssituation selbst auf die Suche nach fossilen Schätzen gehen und lernen dabei, worauf man beim Ausgraben achten muss.
Am „Fenster in die Erdgeschichte“ auf dem Chemnitzer Sonnenberg können Interessierte Paläontologen beim Bergen von Fossilien zuschauen. Foto: Museum für Naturkunde Chemnitz
Das Museum für Naturkunde im Stadtzentrum vermittelt mit interaktiven Stationen und anschaulichen Exponaten einen Eindruck vom urzeitlichen Wald mit seinen Pflanzen und Tieren. Und wer aufmerksam ist, stellt fest, dass nicht nur einzigartige Fossilien, sondern selbst der Begriff „Fossil“ aus Chemnitz kommen. Geprägt hat ihn im Jahr 1546 der Chemnitzer Bürgermeister und Universalgelehrte Georgius Agricola.
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