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Schritt für Schritt entlang der Notenspur in Leipzig

Über Leipzigs Pflaster sind sie alle gewandelt – die großen Komponisten der Musikgeschichte von Johann Sebastian Bach über Felix Mendelssohn Bartholdy bis Edvard Grieg. Hier ist Musik an jeder Ecke spürbar. Von der Vergangenheit bis in die Gegenwart führen vier Leipziger Notenrouten an authentische Schauplätze. Die 5,3 Kilometer lange Leipziger Notenspur ist einer dieser Pfade und verbindet an 23 Stationen Klanggenuss und Stadtbesichtigung.

Das musikalische Band durch Leipzig

Schon im 18. Jahrhundert setzte Leipzig an, sich einen hervorragenden Ruf unter Musikschaffenden aus ganz Europa zu erarbeiten. Bach wirkte hier als Thomaskantor, mit Breitkopf & Härtel wurde 1719 der älteste Musikverlag der Welt an der Pleiße gegründet und 1743 finanzierten 16 Kaufleute zur kulturellen Erbauung der Messebesucher eine Konzertgesellschaft. Diese erhielt 1781 mit dem Umzug in das Innungshaus der Gewandmacher den heute noch klingenden Namen Gewandhausorchester. Rund 50 Jahre später prägten Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann das Leipziger Leben.

Im Leipziger Gewandhaus beeindruckt im Hauptfoyer das über vier Deckenschrägen reichende Bild „Gesang vom Leben“. Foto: Andreas Schmidt

Bach-Renaissance durch Mendelssohn

Wer sich zunächst mit ausreichend Informationsmaterial versorgen will, startet seine Entdeckungstour am besten an der Leipziger Tourist-Information in der Katharinenstraße unweit des Marktes. Schräg gegenüber lädt eine der typischen Leipziger Passagen zum „Gassenspringen“ ein. Sie prägen die Innenstadt seit rund 500 Jahren und bilden heute ein deutschlandweit einzigartiges System. Über die Hainstraße und Barthels Hof, Leipzigs letzten erhaltenen Durchgangshandelshof aus der Zeit der Warenmesse im 18. Jahrhundert, geht es zum Barfußgässchen und zur Klostergasse.

An das südliche Ende der Klostergasse schließt sich die spätgotische Thomaskirche an, in deren Chorraum der Sarkophag Johann Sebastian Bachs 1950 umgebettet wurde. Zum 325. Geburtstag des einstigen Thomaskantors wurde im März 2010 das ebenfalls am Thomaskirchhof gelegene Bach-Museum eröffnet. Daran vorbei führt der Weg in Richtung Dittrichring zu einer Grünanlage, wo vis-a-vis der Thomaskirche das 1843 von Felix Mendelssohn Bartholdy gestiftete Alte Bach-Denkmal steht.

Mendelssohn, der berühmte Gewandhauskapellmeister, verhalf mit der Aufführung der Matthäus-Passion schon vor seiner Leipziger Zeit der Musik Bachs zu einer Renaissance. Bachs Werke waren nach seinem Tod in Vergessenheit geraten. Nur einige Schritte weiter ehrt ein Denkmal auch Mendelssohn.

Das neue Bach-Denkmal hat seinen Platz vor der Thomaskirche in Leipzig. Foto: Andreas Schmidt

Vom Zentrum ins Grafische Viertel

Von der Thomaskirche gibt es mehrere Wege zum „Herzen“ von Leipzig, dem Augustusplatz. Über Sporer- und Preußergässchen erreicht man die Gegend, wo einst sowohl das Geburtshaus Clara Schumanns als auch das Alte Konservatorium und das erste Gewandhaus standen.

Wählt man hingegen die Strecke über den Markt und die Grimmaische Straße, passiert man das Alte Rathaus. Das hier ansässige Stadtgeschichtliche Museum zeigt in seiner ständigen Ausstellung das einzige zu seinen Lebzeiten gemalte Porträt Bachs. Auch dessen Arbeitsvertrag als Thomaskantor, den er 1723 in der Ratsstube unterschrieb, ist als Kopie zu sehen.

Die Nikolaikirche ist oft Stätte außergewöhnlicher Kulturveranstaltungen. Foto: Bach-Archiv Leipzig/Gert Mothes

Linker Hand der Grimmaischen Straße führt die Nikolaistraße zur zweiten Hauptkirche Johann Sebastian Bachs, St. Nikolai. Hier nahm er am 30. Mai 1723 mit einer Kantatenaufführung im Gottesdienst sein Amt als Thomaskantor auf.

Zurück auf der Grimmaischen Straße breitet sich nach einigen Metern zu beiden Seiten der Augustusplatz aus – links geprägt von dem in den 1950er Jahren errichteten Opernhaus, rechts vom Gewandhaus. Für diesen 1981 eröffneten Bau setzte sich Kurt Masur während seiner Zeit als Gewandhauskapellmeister persönlich ein. Markant ist das über vier Deckenschrägen reichende Bild „Gesang vom Leben“ im Hauptfoyer, die größte zeitgenössische Deckenmalerei Europas. Das international renommierte Gewandhausorchester hat im Leipziger Gewandhaus seine Spielstätte.

Von Mendelssohn hinüber zu Schumanns

Einer von Kurt Masurs bedeutenden Vorgänger, Felix Mendelssohn Bartholdy, wohnte nicht weit vom heutigen Standort des Gewandhauses in der Goldschmidtstraße. An dieser letzten erhaltenen Privatadresse des Komponisten bewahrt das weltweit einzige Mendelssohn-Museum das Andenken an den Musiker. Auf ihn geht auch die Gründung der Leipziger Musikhochschule zurück. Originales Mobiliar, das Arbeitszimmer, Noten, Briefe und Aquarelle zeugen vom Leben der Familie in diesen Räumen.

In einem Bogen führt der weitere Weg entlang der Notenspur durch das Grafische Viertel, in dem namhafte Musikverlage Niederlassungen haben. Stationen sind hier auch die Edvard-Grieg-Begegnungsstätte, das GRASSI Museum für Musikinstrumente und das Schumann-Haus. In dem klassizistischen Bau in der Inselstraße bezogen Robert und Clara Schumann nach ihrer Heirat 1840 eine Wohnung in der ersten Etage. Vier Jahre lebten sie hier.

Richard Wagners Geburtsstadt

Nach erneutem Überqueren des Innenstadtrings schließt sich der Kreis fürs Erste im Park hinter dem Opernhaus. Am Schwanenteich thront auf einer Säule eine Bronzebüste Richard Wagners. 1813 wurde der Komponist in Leipzig geboren und in der Thomaskirche getauft. Er besuchte die Alte Nikolaischule, bevor er 1831 an der Universität und bei Thomaskantor Theodor Weinlig seine musikalische Ausbildung begann.

Im Opernhaus Leipzig kommen die pompösen Opern Richard Wagners auf die Bühne. Foto: Andreas Schmidt

Wer jetzt noch etwas Zeit hat, ist nahe der Tourist-Information im Museum der bildenden Künste gut aufgehoben. Hier befindet sich eines der weltweit bedeutendsten musikbezogenen Werke der bildenden Kunst: Max Klingers Beethoven-Plastik.

Seit über 800 Jahren lebt Leipzig Musik. Nach dem ersten Überblick auf der Notenspur ist der Anfang gemacht für viele weitere Entdeckungen: Museen, hochkarätige Konzerte und jährliche Festivals füllen die große Tradition mit Leben.

Festivalhighlights 2022/2023 in Leipzig

Bachfest Leipzig, 9.–19.6.2022

www.bachfestleipzig.de

Wagner 22, 20.6.–14.7.2022

www.oper-leipzig.de

Mendelssohn-Festtage, 31.10.–6.11.2022

www.mendelssohn-stiftung.de

Mahler-Festival 2023, 11.–29.5.2023

www.gewandhausorchester.de

Der Thomanerchor ist zum Bachfest, wie hier 2021, fest ins Programm eingebunden. Foto: Bach-Archiv Leipzig/Gert Mothes

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