Besinnung finden entlang der Pilgerroute Via Sacra
Herausragende sakrale Stätten und Kunstwerke von oftmals europäischem Rang reihen sich entlang der Pilgerroute Via Sacra im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen aneinander. Die landschaftlich schöne Region mit ihren sächsischen, böhmischen, schlesischen und sorbischen Wurzeln blickt auf eine Geschichte, in der sich das Miteinander verschiedener Kulturen und Konfessionen spiegelt.
Davon erzählen die 20 kultur- und frömmigkeitsgeschichtlichen Stationen der Via Sacra. Pilger begeben sich bei ihrer Reise zur Besinnung an Orte der Stille und des Glaubens aus mehreren Jahrhunderten. Gefördert werden Achtsamkeit und Bewusstsein für das eigene Empfinden, sodass sich im Hier und Jetzt eine Pause vom Alltag nehmen lässt.
Pilgerstätten in der Oberlausitz
Die Klosterkirche St. Annen in Kamenz birgt fünf spätgotische Schnitzaltäre. Foto: Dietmar Träupmann
Auf deutscher Seite führt die Via Sacra als Pilgerroute auf 270 Kilometern durch die Oberlausitz. Von Kamenz geht es zu Fuß zunächst über Bautzen bis nach Löbau. Unterwegs warten sehenswerte Bauwerke wie die Klosterkirche St. Annen in Kamenz, das Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau, der Dom St. Petri mit Domschatzkammer in Bautzen und die größte evangelische Dorfkirche Deutschlands in Cunewalde. In Löbau teilt sich die Via Sacra in eine Nord- und eine Südroute, die aber auch zu einer kompletten Runde verbunden werden können.
Görlitz birgt die wohl originalgetreueste und älteste Nachbildung des Heiligen Grabes, das mit Kreuzweg und Kirche St. Peter und Paul als „Lausitzer Jerusalem“ gerühmt wird. Wenige Kilometer südlich liegt in einem stillen Winkel an der Neiße die Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal, das älteste ununterbrochen bestehende Kloster des Ordens in Deutschland.
In Herrnhut hat die Evangelische Brüder-Unität ihre Heimat. Von dort geht es durch den Naturpark Zittauer Gebirge mit der Klosterruine auf dem Berg Oybin in die kulturell reiche Stadt Zittau, wo das Kleine und das Große Zittauer Fastentuch bewahrt werden.
Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 ist in der Kirche zum Heiligen Kreuz in Zittau zu sehen. Foto: Philipp Herfort
Reise nach Tschechien
Über Hradek nad Nisou kann die Tour durch die 290 Kilometer lange tschechische Pilgerroute erweitert werden. In Hejnice führt sie zu einem Heiligtum, das einst nach Mariazell in der Steiermark zum wichtigsten Wallfahrtsort im alten Österreich-Ungarn aufstieg. Als archäologische Sensation gilt die Johanniterkommende in Český Dub.
Mit dem Grab des kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein in der St. Annenkapelle von Mnichovo Hradiště ist der südlichste Punkt der Route erreicht. Über St. Laurentius in Jablonné v Podještědí, wo die Gebeine der Heiligen Zdislava ihre letzte Ruhestätte fanden, schließt sich in Zittau der Kreis.
Auf Stippvisite in Polen
Drei weitere Stationen besitzt die Via Sacra jenseits der Neiße in Polen. Am weitesten östlich liegt die barocke Zisterzienserabtei von Krzeszów, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Niederschlesiens.
Hier wendet sich die „Heilige Straße“ nach Westen zur Kirche Wang in Karpacz am Fuße der Schneekoppe. Die mittelalterliche norwegische Stabholzkirche aus Kiefernholz wurde Mitte des 19. Jahrhunderts an diesem Ort wiederaufgebaut. In Jelenia Góra begegnet Besuchern in Gestalt der Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz einmal mehr europäische Geschichte.
Im polnischen Karpacz im Riesengebirge wurde im 19. Jahrhundert die mittelalterliche norwegische Stabkirche Wang wiederaufgebaut. Foto: Ewa/stock.adobe.com
Radtour und Schnupper-Pilgern
Alternativ zu den Wanderrouten sind in der Oberlausitz und in Tschechien auch Pilgertouren per Fahrrad möglich. Wer erst einmal schnuppern möchte, kann sich jedes Jahr am zweiten Samstag im September zum Tag der Via Sacra ein erstes Bild machen. Dann öffnen ausgewählte sakrale Stätten ihre Tore und begeistern mit einem besonderen kulturellen Programm. Auch Probe-Pilgern ist an diesem Tag möglich.