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Vom „Balkon Europas“ in die Festung Dresden

Eine breite Freitreppe, historische Bauten zur einen, die Elbe zur anderen Seite, Bänke und Beete machen die Brühlsche Terrasse zu Dresdens bekanntester Flaniermeile mit einem nicht minder illustren Schöpfer und Namensgeber. Der kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Premierminister Heinrich Graf von Brühl ließ hier ab 1747/48 einen weitläufigen Garten mit Lust- und Kulturbauten errichten – zu seinem privaten Vergnügen, denn öffentlich zugänglich wurde der „Balkon Europas“ erst 1814.

Die Brühlsche Terrasse ist auch heute noch einer der beliebtesten Flaniermeilen Dresdens. Foto: wkbilder/stock.adobe.com

Ihre exponierte Lage mehrere Meter über dem Straßenniveau des Terrassenufers verdankt die Brühlsche Terrasse Dresdens alter Stadtbefestigung. Wer beim Spazieren am östlichen Ende nicht nur in die Ferne, sondern auch einmal auf den Boden schaut, wird kurz vor dem Brühlschen Garten vom Blick in einen ummauerten Innenhof überrascht. Dieser ist nur ein kleiner Teil eines verborgenen Labyrinths.

Verteidigungswall und Gefängnis

Hinter dicken Mauern und unter mächtigen Gewölben befinden sich die Reste der ehemaligen Ziegeltor-Bastion, die zu einem Schutzwall rund um die Residenzstadt Dresden gehörte. Hochmodern war diese Befestigung, die ab 1545 unter dem Herzog und späteren Kurfürsten Moritz und seinem Nachfolger August I. entstand.

Die Festung diente im Laufe der Jahrhunderte jedoch nicht nur militärischen Zwecken. Hier ließen sich auch Gefangene bestens bewachen – eingesperrt wegen Missetaten wie der Räuberhauptmann Lips Tullian oder aber wegen besonders gut gehüteter Geheimnisse wie der Alchimist Johann Friedrich Böttger.

Er hatte Kurfürst August dem Starken versprochen, Gold herstellen zu können. Dieses Ziel erreichte er zwar nicht, 1708 gelang ihm in den Laborräumen der Venusbastion jedoch die Entwicklung des europäischen Hartporzellans gemeinsam mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Gottfried Pabst von Ohain.

Der Rundgang „Festung Xperience“ führt multimedial durch das unterirdische Gewölbe. Foto: www.schloesserland-sachsen.de/Ben Walther

Multimedialer Rundgang durch 450 Jahre Geschichte

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Festungswerke demontiert, schon für den Bau der Brühlschen Terrasse waren beispielsweise die nach oben offenen Kanonenhöfe verfüllt worden. Erst in den 1960er Jahren gruben Ehrenamtliche die in diesem Bereich erhaltenen Reste der Festungsanlage wieder aus.

Unter den Erdmassen kam auch Dresdens letztes verbliebenes Stadttor, das Ziegeltor, zum Vorschein. Heute können es die Besucher des multimedialen Erlebnisrundgangs „Festung Xperience“ wieder durchschreiten. Seit 2019 erzählt der erste Bauherr Herzog Moritz dabei virtuell von Festen, Dramen und Katastrophen rund um das 450 Jahre alte Gewölbe.

Gegenüber des Lipsiusbaus geht es über einen Aufzug auf der Brühlschen Terrasse direkt hinunter in die Festung.

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